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Bevor er Saul Goodman wurde, hieß er James (genannt: Jimmy) McGill und sein Leben war ein anderes. Better Call Saul ist keine leichte Serie – ist man ihrem Reiz allerdings erstmal verfallen, dann kommt man nur schwer von ihr los. Anstatt jedoch jede der einzelnen Staffeln mit ihren Hochs und Tiefs im Detail zu besprechen, erzähle ich lieber einfach von der Idee und dem, was die Serie so spannend macht.
Manche sind am Anfang vielleicht davon abgeschreckt, dass man sehr aufpassen und nachdenken muss – Better Call Saul setzt Aufmerksamkeit voraus – wer eine Weile nicht hinsieht oder die Serie eher nebenbei anschaut, der wird wahrscheinlich viele spannungsgeladene Momente verpassen oder nicht als solche wahrnehmen. Und genau deshalb ist es so schwer jemandem diese Serie schmackhaft zu machen. Sie entfaltet ihre volle Genialität in Kleinigkeiten, Alltagssituationen und während der Ausführung der Pläne von Jimmy.
Dessen Entwicklung von einem scheinbaren Nichtsnutz, hin zu einem manchmal eher zwielichtigen Anwalt und darüber hinaus, darf man mitverfolgen. Dabei spielt sowohl Liebes, wie auch Familien- und anderes zwischenmenschliches Drama eine Rolle. Interessante Verhältnisse zwischen den Hauptfiguren sind dabei der Kraftstoff der die Story vorantreibt und sowohl für unvorhergesehene Wendungen, wie auch für sich ankündigende Spannungen sorgt.
Jimmy ist dabei als Charakter ein tragendes Zentrum der Serie. Er hat was drauf und schwankt ständig zwischen den Seiten seiner Persönlichkeit. Zum einen will er ein guter Mensch sein und Leuten helfen, gleichzeitig will er auch das Beste für sich selbst herausholen. Dabei schreckt er weder vor Unmengen an Arbeit, noch vor unlauteren Methoden zurück. Die Hingabe, die Ideen und die (teilweise wirklich beeindruckende) rhetorische Arbeit von Jimmy ist das Kernstück und Highlight jeder Episode. Doch auch an anderen spannenden Charakteren mangelt es nicht. Das engere und weitere Umfeld unseres interessanten Protagonisten ist nicht zu vernachlässigen. Alle Nebenstories tragen zur Hauptgeschichte bei, auch wenn man das im ersten Moment vielleicht noch nicht erkennt.
Nicht selten hängt das Schicksal von Personen am seidenen Faden und große Pläne an kleinen Details. Wenn diese Pläne kurz vor dem Scheitern oder dem Gelingen stehen, dann steigt die Anspannung oft schnell ins Unermessliche. Genau das hat Better Call Saul gemeistert. Die Serie erzählt interessante Geschichten und serviert dem Zuschauer dabei nicht alles auf dem Silbertablett. Das hätte vielleicht schon für eine guten Zeitvertreib gereicht, doch durch die pointierten Höhepunkte, die man manchmal nicht erwartet, wird die Reise von Jimmy McGill zu Saul Goodman zu etwas Eigenständigem, das sich nunmehr über 4 Staffeln getragen hat und vermutlich auch noch weiterhin wird.
Ebenfalls möchte ich das generelle Look and Feel der Serie lobend erwähnen. Szenen werden oft unkonventionell gestaltet und aufgebaut. Das verleiht Better Call Saul einen ganz eigenen Stil und eine Geschwindigkeit, die sowohl Spannung aufbaut, als auch das eigene Gehirn anregt. Für all das liebe ich die Serie.
Bis bald,
Euer Felix.