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Achtung, Spoiler!
Ihr kennt das sicherlich: eure aktuelle Serie habt ihr gerade zu Ende gesehen und nun streift ihr auf Netflix umher, auf der Suche nach Erlösung. So recht entscheiden könnt ihr euch nicht, doch dann springt euch eine unscheinbare Serie ins Auge, deren Thema euch gefallen könnte. Bei Serien mit Apokalypsen-Thematik schaue ich doch gerne mal rein, obwohl es sich The Rain selbst etwas schwer gemacht hat. Regen als große Bedrohung wirkte auf mich erstmal nicht allzu spannend im Vergleich zu Aliens, Zombies, Vampiren oder extremen Klimawandel. Aber zumindest ist es originell – also gab ich ihr eine Chance.
Als The Rain dann mit einer Szene im Schulalltag startete, war ich schon kurz davor wieder gelangweilt abzuschalten. Zum Glück geht es dann aber doch relativ schnell zur Sache und man lernt die Hauptcharaktere kennen: Simone und ihren jüngeren Bruder Rasmus. Diese werden von ihren Eltern in einen Bunker gebracht. Alles muss schnell gehen, denn Wolken ziehen am Himmel auf. Die hektische und beklemmende Stimmung hat mich sehr schnell erfasst. So richtig ernst genommen habe ich die Bedrohung durch das Wolkenwasser aber erst, als die Mutter der beiden Kinder unter Schmerzen starb. Ihr Vater hatte den Bunker bereits verlassen, da er offenbar noch etwas für seine Arbeitsstelle erledigen musste, welche übrigens auch diesen speziellen High-Tech-Bunker gebaut und offenbar etwas mit dem toxischen Regen zu tun hatte. Nun war Simone alleine für ihren kleinen Bruder verantwortlich. Beide sollten im Bunker warten, bis ihr Vater zurückkehrt. Das geschah allerdings nicht und so sieht man, wie die beiden über eine lange Zeit in dem Bunker auf- und zusammenwachsen.
Schon ab diesem Punkt konnte ich sagen, dass es eine starke Serie ist, die sich selbst ernst nimmt und die man selbst ernst nehmen kann. Klar, gelegentlich gibt es kleine Schönheitsfehler. Es passierte in der deutschen Synchronisation sogar mehrmals, dass ein Synchronsprecher spricht, der dazugehörige Charakter auf dem Bildschirm aber nicht. Zum Glück geschah dies nur äußerst selten und am Anfang der Serie – danach wurde es nur besser.
Die beiden Protagonisten werden irgendwann aus dem Bunker gescheucht und treffen eine Gruppe von Überlebenden dieser Apokalypse. Anfangs geben sich diese eher unbarmherzig, aber schon bald freunden sich alle an und wir folgen nicht mehr länger nur 2 Hauptfiguren, sondern ganzen 7 – Rasmus und Simone aber stets im Mittelpunkt. Relativ schnell merkt man, dass sich auch einige Liebeleien entwickeln und diese werden an einigen Stellen zu tragenden Pfeilern in dieser eigentlich sehr unschön gewordenen Welt. Vor allem Rasmus, der quasi seine gesamte Jugend in einem Bunker mit seiner Schwester verbracht hat, macht interessante Entwicklungen außerhalb des gewohnten Umfelds durch. Die Hintergrundgeschichte aller Charaktere wird nach und nach aufgeklärt und die Gruppe bahnt sich ihren Weg durch allerlei Gefahren. Dabei müssen sie ständig bedenken, dass ein einziger Tropfen Wasser – sei es nun in einer Pfütze, einem Bach oder durch den Regen – den Tod bedeuten könnte.
Ähnlich wie The Walking Dead lebt The Rain von seinen zwischenmenschlichen Dramen und kritischen Situationen. Eine weitere Gemeinsamkeit beider Serien ist, dass die Herkunft des Virus ein Rätsel ist. Dieses versucht Gruppe zu lösen, während Simone und Rasmus ihren Vater suchen und ihm stückweise auf die Schliche kommen.
Trotz einigen kleinen Unfeinheiten hier und da, ist mir The Rain positiv in Erinnerung geblieben. Uneingeschränkt empfehlen kann ich sie allerdings nicht – so gut sie im Gesamtpaket auch daher kommt, bleibt dennoch der seichte Beigeschmack eine Teenie-Love-Story mit apokalyptischen Einschlägen gesehen zu haben. Eigentlich ist es zwar umgekehrt, doch so blieb sie mir im Kopf. Wer also eine knallharte, bittere Apokalypse mitverfolgen will, der ist hier falsch. Bei dieser Drama-Serie wird oft eher ein lockerer Ton angeschlagen. Das verhindert allerdings auch, dass man während der Serie zu mitgenommen ist vom menschlichen Elend, welches stellenweise dargestellt wird. Das darf man gut oder schlecht finden. Einige Stunden gute Unterhaltung bot mir die Serie und so blicke ich positiv auf sie zurück. Definitiv eine schöne Ergänzung für die Riege der fiktiven Apokalypsen.
Bis bald,
Euer Felix.